Leben nach der Katastrophe: Bürgermeister*innen der Region Hodonín berichten über Erfahrungen mit Tornado- und Starkregenfolgen

Published: 29.07.2025 Reading time: 4 Minuten

Vier Jahre nach dem verheerenden Tornado und den Sturzfluten sind die meisten Gebäude repariert oder neu aufgebaut worden, und in der Landschaft wurden neue Bäume, Sträucher und Weinreben gepflanzt. Doch das Unglück ist in den Köpfen der Menschen vor Ort noch sehr präsent. In Hodonín organisierten wir eine zweitägige Klimakonferenz mit der Stadtführung, bei der Bürgermeisterinnen, Fachleute und Bürgerinnen ihre Erfahrungen mit der Naturkatastrophe, mit Bewältigungsstrategien und dem heutigen Leben in der Region Podluží austauschten. Zudem gaben sie Tipps zur Wiederherstellung von Landschaft und Siedlungen sowie zur Stärkung der Resilienz gegenüber den Folgen des Klimawandels.

Wiederherstellung der Kinderstadt in Hodonín
© Foto: Lucie Miklová

„Es kamen Bilder an, die ich zuerst nicht glauben konnte. Dann begann ich, die umliegenden Dörfer zu erkennen.“

„Zuerst hatte ich keine Ahnung, dass uns ein Tornado getroffen hatte.“

„Eine endlose Nacht begann.“

Mit diesen Aussagen begann die Konferenz Leben nach dem Sturm – Resilienz von Städten und Dörfern als Klimaherausforderung, eine Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen aus Dörfern, die vom Tornado betroffen waren, sowie aus einer Gemeinde, die wiederholt von Sturzfluten heimgesucht wurde. Sie erinnerten sich an die ersten Momente nach der Katastrophe, die durch die Region Podluží in Südmähren zog.

Die Moderatorin der Konferenz und Direktorin unserer tschechischen Klimaprogramme, Magdalena Davis, sprach über den Fortschritt des Wiederaufbaus in den Gemeinden und der umliegenden Landschaft. Mehrere Redner*innen betonten, dass die Katastrophe auch positive Veränderungen ausgelöst habe.

„Das Positive am Negativen ist, dass viele Menschen, die vorher keine Notwendigkeit sahen, Maßnahmen in unserer Gemeinde oder der Landschaft zu ergreifen, nun begonnen haben, darüber nachzudenken“, sagte Tomáš Makudera, Bürgermeister von Dolní Bojanovice, wo drei Tage vor dem Tornado eine Sturzflut durchzog.

„Wir setzen bereits einige Projekte um. Wir haben es als Chance genutzt, das Gebiet mit offenen Augen und in Hinblick auf die Zukunft zu betrachten“, sagte Ondřej Fialík, stellvertretender Bürgermeister von Hodonín.

Ein weiteres Thema war die Solidarität der tschechischen Bevölkerung, die Sachspenden schickte und sich freiwillig in den betroffenen Gebieten engagierte. Diese Hilfsbereitschaft brachte jedoch auch unerwartete Herausforderungen mit sich.

„Decken und Winterjacken braucht man nicht unbedingt, wenn es draußen 30 Grad heiß ist“, sagte Zuzana Jandáková, Bürgermeisterin von Moravská Nová Ves. Sie betonte, dass man bei Sachspenden zuerst prüfen sollte, ob diese wirklich nützlich sind.

„Ein Teil des Krisenstabs musste sich darum kümmern, wie man die Freiwilligen koordiniert, wie man sie verpflegt, wo sie ihre Autos abstellen können usw.“, erklärte Ondřej Fialík, stellvertretender Bürgermeister von Hodonín, und unterstrich die Notwendigkeit, die Koordination von Freiwilligen zu verbessern.

Unser Koordinator für den Wiederaufbau nach dem Sturm in Südmähren, Roman Klecker, erklärte, dass an einer besseren Kommunikation bereits gearbeitet werde: „Auf Ebene der Region Südmähren hat das Südmährische Freiwilligenzentrum die Initiative zur Gründung von ‚Dobrotým‘ ergriffen, dessen stolzes Mitglied ich bin. Mehrmals im Jahr üben wir mit dem Integrierten Rettungssystem, um Freiwilligeneinsätze im Katastrophenfall koordiniert und effizient zu gestalten. Innerhalb weniger Stunden können wir an jedem Ort in der Region Registrierungsstellen einrichten und die Einsatzverteilung übernehmen.“

Auf die Podiumsdiskussion folgte ein Fachprogramm mit Beiträgen zur Resilienzsteigerung der Region, zur Landschaftsrenaturierung und zum Wiederaufbau von Siedlungen nach dem Prinzip Build Back Better. Dieses Prinzip betont, dass nach Naturkatastrophen so wieder aufgebaut werden muss, dass zukünftige Resilienz gestärkt wird. Angesichts des Klimawandels wird die Region Hodonín künftig mit weiteren Naturkatastrophen rechnen müssen – ebenso wie andere Regionen.

Magdalena Maceková von der Stiftung Partnerství sprach über Hitze und Hitzewellen. Diese stellten ein ernstes Risiko dar, insbesondere für ältere Frauen.

„Hitze wird bei uns nicht ganzheitlich betrachtet. Sie ist unsichtbar, und daher machen wir sie auch weder in der Bildung noch in der Planung sichtbar“, betonte sie.


Im Anschluss sprach Petra Kolínská, Direktorin von Zelený kruh (Grüner Kreis), ebenfalls über steigende Temperaturen: „Pflegepersonal verfügt zum Beispiel nicht über ausreichende Informationen, wie mit Patient*innen umzugehen ist, die an hitzebedingten Problemen leiden.“

Trotz der Herausforderungen gibt es bereits Fortschritte. Die Region Südmähren ist die erste tschechische Region, die einen Klimaschutzplan verabschiedet hat. „Ziel ist es, bis 2050 klimaneutral zu sein, eine gesunde und resiliente Landschaft zu schaffen und die Siedlungen lebenswert und nachhaltig zu gestalten“, sagte Anna Kalandrová von der Südmährischen Agentur für öffentliche Innovation (JINAG). Sie stellte auch das Portal Cool Region vor, das Leitlinien für nachhaltige Maßnahmen, Klimadaten und Unterstützung für Kommunen bietet.

„Bürger*innen tragen zur Qualität eines Ortes bei. Wenn man sie nicht einbezieht, ist es ihnen egal, wie der Ort aussieht“, sagte der Architekt Lukáš Janáč von der Tschechischen Architektenkammer. Die Kammer bietet nach Naturkatastrophen kostenlose Architekturberatung an.

Die Konferenz war Teil eines einmonatigen Programms mit dem Titel „Hodonín – Klimatage“. Im Rahmen des Programms konnten Einheimische verschiedene Vorträge besuchen, an einer Pflanzentauschbörse teilnehmen oder eine Fahrradtour entlang der Tornado-Route von 2021 machen.

Eine der Klimamanagerinnen, Tereza Fleková, berichtet in einem kurzen Video über die Organisation der Veranstaltung.


Wir organisierten die Klimatage Hodonín im Rahmen des EUKI-ELCA-Projekts in Zusammenarbeit mit der Stadt Hodonín und unter der Schirmherrschaft von Umweltminister Petr Hladík und dem Gouverneur der Region Südmähren, Jan Grolich.

Author: Lucie Miklová, Media coordinator, PIN

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